Gewalt unter Menschen, man sollte hinschauen und ich werde es tun. Erfahrung ist wichtig!

Gewalt hat immer Täter und Opfer. Ich werde mehr aus der Sicht der Täter schreiben, denn Opfer kann (fast) jeder werden, Täter nur bedingt. Am Anfang rede ich auch nur über brachiale Gewalt. Interessant ist, dass brachiale Gewalt eher eine Männerdomäne ist, das hat auch damit zu tun, dass Knaben gerne Scheingefechte machen und dabei lernen sie etwas kennen, das nennt sich Schmerzgrenze. Meine Exfrau, wirklich keine gewalttätige ;-), hat mir einmal in einer für mich schlechten Kampfposition so malträtiert, dass ich Schreien musste, ihr selber war es bis zum Schrei nicht bewusst, sie kannte die Schmerzgrenze für Arm verdrehen einfach nicht, keine kindlichen Übungen gemacht. Eher junge Männer mögen es oft einem Kameraden Freude mit Gewalt zu zeigen, je grösser die Freude, desto gewalttätiger, das entgleist sehr selten, weil wir die Schmerzgrenzen auch beim anderen Mann kennen. Bei Frauen habe ich das nie gemacht, weil da hatte ich keine Erfahrung (da auch keine Schwester). Zu Knaben noch dies: auf unserem Pausenplatz gab es immer Gewalt (99.99% der Täter waren Knaben, sicher 90% der Opfer waren Knaben), meist ausgelöst durch Provokationen, aber wenn einer aufgab, war es Ende der Gewalt. Provokationen von Mädchen waren auch normal. In der Primarschule waren Knaben und Mädchen immer unter sich, wo schon Mädchen waren, ging Mann nicht hin und umgekehrt. Das ist einer der Gründe, warum ich im Bildungsblog schreibe, man sollte Knaben und Mädchen im Unterricht trennen, beide wollen es so, eigentlich.

Gewalt ist attraktiv (das ist im Menschen hardwaremässig nangelegt) und zwar aus guten biologischen Gründen. Niederschwellige Gewalt, zwei Menschen die sich anbrüllen und bedrohen, ist so spannend, dass man zuschauen geht, möglichst nahe, damit man ja nichts verpasst (denke die Polizei wird das bestätigen). Für das menschliche Überleben war das enorm wichtig, man musste wissen, wer, was gegen jemanden hatte. Da besteht auch immer eine Chance zu profitieren. Das sieht genau gegenteilig aus, wenn Waffen ins Spiel kommen. Bei den Zuschauern sehe ich übrigens keinen Unterschied ob Mann oder Frau!

Der Mensch, wie übrigens alle Tiere die ich kenne, ist nicht gewalttätig, im Gegenteil. Und viele Menschen versuchen beim Start von Gewalt zu vermitteln, darüber rede ich noch, denn da habe ich echt Erfahrung, nur positive übrigens! Der Mensch hat natürliche Hemmungen, zuerst gegenüber Gewalt, aber noch eine zusätzliche Hemmung gegenüber Mord und Totschlag. Hemmungen sind Schwellwerte und Schwellwerte sind nicht fest verdrahtet, die haben einen Startwert (der ist individuell), dann aber greifen die real gemachten Erfahrungen ein und können diese Werte verschieben. An Hand meiner persönlichen Erfahrungen mit mir und mit anderen Menschen versuche ich das genauer anzuschauen. Ich beginne aber mit Löwen und Bären! Grundsätzlich gilt, Jagen ist keine Gewaltanwendung aus der Sicht des Jagenden. Es gibt menschliche Jäger, da wäre ich mir nicht sicher, da Gros der Jäger aber tut das, was wir evolutionär mitbekommen haben. Löwen und Bären haben eine interessante Eigenschaft, sie meiden Menschen, wenn immer möglich. Wenn aber diese Löwen und Bären mal einen Menschen erfolgreich getötet haben, ab dann ist der Mensch Beute. Sehr ähnlich verhält es sich beim Menschen bei Mord. Macht ein Mensch ein Mord freiwillig (nicht als Folge von Beziehungsdelikten), dann kann er es und wird es immer wieder tun, wenn er will ohne Skrupel. Dieses Problem kennt die ganze Welt: Kriegsveteranen. Die haben meist andere Menschen getötet und gelernt, die sind für eine Gesellschaft unglaublich gefährlich. Aber auch da scheint es Unterschiede zu geben. Wenn der Kriegmörder (ich nenne das nun mal so) Angreifer ist, ist die Gefährlichkeit eines Veterans nachhaltiger, als bei Verteidigern. So scheint mir, hatte Vietnam weniger Probleme mit Kriegsveteranen als die Vereinigten Staaten (kenne keine gesicherten Daten). Wie wird man Kriegsmörder? Man entmenschlicht den Gegner, dann geht es! Trotz Riesenpropaganda (Entmenschlichung der Gegner) gelingt es Jungsoldaten sehr selten dies sofort um zu setzen, die schiessen einfach am Gegner vorbei (das ist belegt!). In der Militätgeschichte gab es immer wieder Schieskommandos, wo keiner getroffen hat und dass es Schiesskomandos braucht und brauchte zeigt wohl die Richtigkeit meiner Aussagen.

Interessant sind menschliche Beziehungsmörder. Der erste Mord ist meist im Affekt oder unter unsäglichem empfundenen Schmerz, beigefügt durch das Opfer (meist willentlich). Dafür empfehle ich gute Kriminalromane. Auf jeden Fall auch hier, der zweite Mord geschieht problemloser und es reicht Angst vor Enttarnung!

Gehen wir zur brachialen Gewalthemmung zurück. Es gibt zweifelsfrei eine natürliche Hemmung (Mani Matter singt darüber, vom Feinsten) der Gewalt. Wie aber wird sie verschoben, das kann nur von aussen erfolgen, weil Sie selber sehen Ihren Schwellwert nicht! Da gibts einiges:

  • Opfererfahrung, meist bei Kindern in der Erziehung, ausgelöst von mindestens einem Elternteil. Früher konnte das auch ein Lehrer oder Pfleger sein, heute sehr unwahrscheinlich. Schwellwert kann sinken und steigen, ist wohl individuell.
  • Tätererfahrung. Wer erfolreich Täter war, dessen Schwellwert sinkt
  • Zuschauererfahrung, glaube ich eher nicht, ausser Opfer oder Täter sind persönlich bekannt (Schwellwert kann steigen oder sinken). Der Beweis ist einfach: jeder heute lebende Erwachsene hat eine Unsumme von Gewalt konsumiert (Medien, Bücher). Was ich aber zu sehen glaube, diese Unsumme Gewalt (vor allem Filme) stumpft die Menschen ab, sie bevorzugen das Zuschauen (wahrscheinlich nicht belegt?!).

Nun werde ich persönlich, ich sagte schon ich habe Erfahrungen, viele. Ich wurde sogar von einer Frau brutal geschlagen, glaube kaum, dass diese Erfahrung in unserer Gesellschaft normal ist, nur zur Beruhigung, ich habe nur geweint und abgewehrt…

Beginnen wir in der Primarschule, ich hatte da einen niederschwelligen Gewaltstäter, nicht der ganz hellste, aber überdurchschnittlich intelligent. Der hat schnell mal gröber zugeschlagen, es ist ja auch von Vorteil, wenn man den ersten Streich tut. Er war Einzelkind und sein Vater war eher Grossvater. Nun, mich hat er eigentlich nie geschlagen und wenn, dann nur mit halber Kraft. Er war brutal schnell zu Fuss (Sprintermuskeln) und ich war langsamer, aber auf 80 Metern war ich schneller. Wenn wir mal aneinder gerieten, fliehen ging gut. Wir gerieten öfter mal aneinader, weil ich Gewalt nie mog und ich Ihn so lange provozierte, bis er auf mich los ging, ich musste ja nur Distanz halten ;-). Er bekam oft Briefe nach Hause und da seine Mutter und meine Mutter Bekanntschaft pflegten, kamen die zwei Damen auf folgende Idee. Ich sollte sein mässigender Freund werden.

Übrigens hat sich meine Mutter gut daran erinnert und sie hat sich bei mir (sie war grob 80) auch mal entschuldigt, was ich nie gefordert hatte/hätte. Ich habe was gelernt bei der Übung, denn ich ging tapfer in die Höhle des Löwen, letztlich freiwillig, denn hätte ich gesagt, ich fürchte mich ein wenig, die Übung hätte meine Mutter gleich abgebrochen. Was ich aber sah, war, dass der Kerl mir gegenüber so friedlich war wie eine Taube und ich hab ihn nie empfindlich provoziert obwohl ich in jeder Beziehung, die länger dauert provoziere, einfach darum, weil mich die Wahrheit interessiert. Bei Themen die eher tabu sind, ist es die einzige Möglichkeit an die Wahrheit zu kommen. Folgende Erkenntnis habe ich gezogen und der war wegweisend. Keine Angst haben, auch niederschwellige Gewalt-Täter sind eigentlich gute Menschen und sie können sich bessern, durch Freundschaft und echte Zuneigung. Er wurde friedlicher in der Schule, weil ich immer dazwischen gehen konnte, ohne dass er mich angriff, er konnte nicht mehr, er hatte eine Beisshemmung (gibt es bei Tieren auch!). Das lief immer nach demselben Schema, er wurde porvoziert, ich ging dazwischen mit dem ganzen Körper, Front zu ihm, er wollte mir erklären dass er im Recht ist, irgendwie war er es auch. So habe ich gegen vorne gesagt (leise), was regst Du Dich auf, das ist nur ein Depp, Deiner nicht würdig. Gegen hinten sagte ich laut, Du bist ein Depp und verzisch Dich nun besser.

Um also einen Konflikt zu stoppen, muss der Täter eine Beisshemmung gegenüber mir bekommen. Wenn Sie liebe Leser Angst vor einem Täter haben, haben Sie auch als Vermittler schlechte Karten, ich glaube auch das einige Täter Angst riechen, sie können «nicht Angst haben» nicht spielen, also Finger weg!

Szene Niederdorf, ich ging ja freiwillig in alle gefährlichen Etablissement. Am Nebentisch haut einer dem andern den Kopf auf die Tischplatte, ich habe gewartet bis einer sich nicht mehr wehren konnte oder wollte, das war der Moment. Ich stand auf, ging von vorne, also sichtbar zum Nebentisch und sagte ganz ruhig, schau mal das reicht jetzt, der hat seine Lektion vielleicht verdient, aber er hat sie schon verstanden. Und dann ansatzlos habe ich Ihn zu einem Bier eingeladen, zu mir an Tisch. Ich war mit einem sehr guten Bekannten an unserem Tisch, der Täter kam und dann wurde es nochmals leicht kritisch, weil mein Bekannter hatte offensichtlich Angst. Er kam also zu Tisch und sage, der da, zeigend auf meinen Bekannten schaut mich merkwürdig an, ich mag den nicht (so fangen oft Schlägereien an)! Ich sagte sofort, das ist mein Freund, der schaut immer so und ist ein sehr netter Mensch, Du musst Ihn akzeptieren, sonst können wir kein Bier trinken, das wars, Friede herrschte und wir haben zu dritt eine unterhaltsames Bier getrunken. Im übrigen wollte er dann die Biere bezahlen, ich sagte eines von mir ist Ehrensache. Die meisten Täter haben interessanterweise eine hohe Meinung von Ehre und was man nie tun sollte, ist Ihre Ehre anzugreifen, Selbstmord.

Randständige Menschen haben mich immer interessiert, weil Du lernst mehr vom Menschen genau bei denen. Bochum in den 70ern, Kneipenbesuch mit einem Bochumer, den ich zufällig mal in Ex-Jugoslavien getroffen habe und dann eben besucht. An der Bar war nur ein Platz frei, neben einem Zuhälter, wie mir mein Freund erklärte und schon gehen wollte. Ich sagte: lass mich das nur machen. Ging also auf direktem Weg, sichtbar für den Zuhälter und fragte ganz anständig, ob der Platz noch frei war, er mussterte mich, fühlte dass ich weder Angst noch Vorurteile hatte und sagte zu. Und von da an gings gut, mit einem Zwischenspiel. Er fragte zuerst mich aus, dann wurde der Platz neben mir frei, mein Freund setzte sich und wurde auch gleich befragt. Dann habe ich ihm die Wahrheit gesagt, ganz direkt, direkter geht es nicht mehr. Ich kenne Deinen Beruf und darum habe ich mich neben Dich gesetzt. Mein Freund hier hat eher abgeraten, aber Du kannst sicher sein, ich bin weder Polizist noch masse ich mir ein Urteil über Dich an, DU genau interessierst mich und wenn ich darf, würde ich gerne ein paar Fragen stellen, die mich persönlich interessieren. Ich bin ein Spinner, aber ein netter. Dann passiert etwas, was selbst mich überraschte, denn meine Sätze haben zuerst Wut ausgelöst, am Schluss hat er gelacht und uns gleich zum ersten Bier eingeladen und ich durfte bis zum Morgengrauen kein einziges Bier bezahlen, denn er wusste ich war Student. Er sagte mich annerkennend ich sei ein mutiger junger Mann und ich durfte fragen, was ich wollte. Bei meinem Freund sagte er, der ist nicht so mutig und recht hatte er. Bevor ich nun etwas direkt fragte, habe ich meinen Standpunkt zu Zuhältern und Huren erklärt, nämlich dass ich keine Ahnung hätte, die allgemeine Volksmeinung kenne, ich mir aber selber ein Bild machen wolle. Ab da war das Eis gebrochen, weil mit keiner Frage konnte ich seine Ehre beschädigen, nur ich, übrigens, denn mein Freund stellte so eine vorverurteilende Frage, dass ich sofort eine Schlägerei verhindern musste. Ich habs dem Freund erklärt, hab Ihn gescholten und er wollte Gott sei Dank dann nach hause, war leicht beleidigt, wir zwei neue Freunde blieben. Ich habe dann etwas Verrücktes erlebt, hat mit Gewalt nicht zu tun. Seine Meitli, waren sein Eigentum, er verachtete Sie auch, wegen Ihres Berufes, aber ich fragte, ober er auch eine Freundin hätte. Nun er war verheiratet mit Kind und er sprach in solcher Hochachtung über seine Frau, wie noch nie von einem unbeobachteten Ehemann gehört, das hat mich erschlagen. Für Ihn gab es 3 Kategorien von Frauen: seine Ehefrau, andere Frauen und Huren, Achtung, wie ich ihn verstand, linear abnehmend von 100 auf 0. Er konnte wirklich ein netter Kerl sein, ab und zu kam ein Meitli vorbei, da hörte ich weg, aber manchmal kamen Berufskollegen, er stellte mich vor und hielt gleich präventiv die schützende Hand über mich. Ich habe nie mehr einen Menschen getroffen, der eigentlich innerlich völlig zerissen hätte sein müssen, er hielt es aus!

Langstrasse Rockerlokal, gefüllt mit Rockern (Hells glaube ich) und mit Karate-Sportlern, einem Freund und mir. An unserem Tisch sassen ein Teil der Karatesportler und ich benützte die Gelegenheit, diese Sportler aus dem gemeinsamen Training kommend zu ihrem Verhältnis zu den Hells zu befragen. Gabs Knatsch schon und wie steht ihr zu Gewalt im allgemeinen und habt ihr keine Angst vor den Hells. Sie haben gleich erkannt, der hat keine Ahnung und sie haben mir alles erklärt und ich muss offen sagen, dass sie mich beeindruckt haben, die gehörten tatsächlich zu den friedfertigsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte, alle! Karate ist für die auch Lebensphilosophie und sie haben halt wenig Angst, das hilft.

Dann habe ich mit einem Bier in der Hand die Seiten gewechselt, hatte schon mal mit Hells gebechert, da hatte ich schon Erfahrung. Habe an der Bar ein Grüppchen Hells begrüsst und gesagt ich sei so erstaunt, dass es keinen Knatsch gäbe mit den Karate-Kerlen, warum? Es sei reine Neugierde und bitte nicht als Provokation zu verstehen, das läge mir fern. Das Geheimnis erklärten mir die Rocker sei gegenseitiger Respekt, läutet es bei Ihnen auch, Ehre pur. Wer dem anderen seine Ehre lässt, wird nicht ohne Not angegriffen.

So, hätte noch einige Müsterchen, aber ich fasse kurz zusammen. Gewaltausübung (also nicht Affekt) muss wohl gelernt werden. Der Umgang mit fremder Gewalt kann unmittelbar gelernt werden. Immer ehrlich sein, unvoreingenommen sein, gut sichtbar sein und einen Respekt zollen. Wenn Sie keine Angst haben, dann können Sie auch eingreifen, aber den grössten Sturm meiden, also nur vor Beginn der Schlägerei oder nach dem Höhepunkt. Nie rechthaberisch sein, das kann dazu führen, dass das Gewitter auf Ihrem Buckel endet. Nie mit Polizei drohen ausser sie könnten problemlos Telefonieren, das geht meist nicht. Von Mani Matter kann man da viel lernen, sein Lied zu versuchten die Sprengung des Bundeshauses zu verhindern, oder das Lied vom Taburettli verrät das teuflisch gute Verständnis des Liedermachers zur Gewalt und Gewaltverhinderung. Ja, dass dieser Herr so früh verstarb, schade, der wurde sogar von Ideologen verstanden, eine Genialität sondergleichen. Emil übrigens ist ähnlich und doch komplett verschieden (sorry um das zu verstehen muss man fast Schweizer sein, Links nützen nichts). Beide, und das ist das schöne, förderten mindesten ein Schweizer Identität, nicht Nationalismus!

Nun zum Schwierigsten, der instrumentellen Gewalt hier muss ich sehr persönlich werden, trifft besonders meine Mutter, aber das ist keine Abrechnung. Ein Vorwurf muss ich mir mein Leben lang nicht machen, ich habe Ihr geholfen los zu lassen, aber die Mehrheit hat sie geleistet, sie verschied grundlos (medizinisch gesehen), sie hatte einfach keinen Bock mehr zum Weiterleben. Ich habe von Ihrem Tod profitiert und war komplett überrascht, dass Ihr Tod niemand untersuchen wollte, ich war der letzte (abends) und der erste morgens, der sie tot auffand. Ich bin bis heute stolz darauf. Nun, man kannte mich über Jahre, sie war in einem Altersheim. Ich war da am Schluss 2 mal wöchentlich und sie hat mir am Schluss, freiwillig alle Ihre Geheimnisse des Lebens mitgegeben, schlicht auch darum, weil sie mich manchmal, leicht angesäuselt quasi mit meinem Vater verwechselte, da sagte sie plötzlich Wolfram zu mir und ich war irgendwie happy, weil über Wolfram liess sie nichts negatives durch, niemals. Sie hat mir über temporäre Probleme mit Wolfram erzählt und sie hätte ein Machtwort gesprochen, klar haben wir Kinder das miterlebt, es war ziemlich laut und wir Kinder waren da nicht ihrer Meinung, wir sahen das aber auch nicht richtig, denn beide Eltern lagen da falsch, tröstlich eigentlich! Ich habe sie nicht korrigiert, das war doch ihre Geschichte. Ein paar ihrer Geheimnisse werde ich ins eigene Grab nehmen, zu privat, sorry ;-).

So, gleich zu Beginn, ich hatte eine unglaublich glückliche Kindheit, ich glaube Kinder heute haben das im Schnitt nicht mehr, auch nicht meine Kinder. Das erklärt vor allem meine prinzipielle Angstlosigkeit und erklärt auch meine hemmungslose Liebe zur Gerechtigkeit. Ich setze Gerechtigkeit höher als Freiheit, das ist nichts objektives, nur für mich schon und das Gefühl für Gerechtigkeit schein die Evolution im Menschen hardwaremässig verankert zu haben (da gibt es eher wissenschaftliche Hinweise). Auch Freiheit ist für mich unglaublich wichtig. Beide Gefühle haben auch meine Karriere behindert, manchmal, und ich wusste es. 2 Dinge bringen mich zum Weinen: gefühltes Unrecht und Wut darüber, wenn ich nichts ändern konnte. Am Anfang habe ich das Weinen zu beherrschen versucht, tue ich nicht mehr, was gelernt und sollte ich relativ beschwerdenfrei alt werden, das dürfte ein Schlüssel sein!

Nun kehren wir zu meiner Mutter zurück, sie war sicher nicht die hellste Leuchte dieser Welt (auch nicht dumm, bitteschön), aber sie beherrschte instrumentelle Gewalt. Meine erste Gewalt, die ich erlebte war Affekt-Gewalt meiner Mutter, ich lief da quasi in eine Ohrfeige rein. An sehr viele mag ich mich nicht erinnern und zwar nur die, die ich ungerecht fand. Es brauchte lange, bis meine Eltern begriffen, dass ich nicht aus wegen des Verlustes weinte, auch im Tennis, ich weinte aus Scham, nicht weil ich verlor, nein weil ich nie aufgab und dann einfach überfordert war, komplett vorausgabt, alles gegeben hatte und manchmal nicht verstehen wollte, dass es nicht reichte. Übrigens ich hab es gelernt, je älter ich wurde, aber ich konnte mich in jungen Jahren wie ein Schwein benehmen, die die mich kennen, können das bestätigen ;-). Fair war ich immer, es gibt wohl keinen Tennisspieler, der mir Beschiss vorwerfen könnte, aber fair war mein Verhalten nicht immer…

Ohrfeigen war ein Ding, aber zwei Dinge kamen dazu, Liebesentzug und Drohungen in die Zukunft. Letzteres war ganz perfid, weil da wurde theoretisch mein Vater involviert, wenn er von der Arbeit kommt, dann wird er dich strafen, das hat so in der Realität nicht stattgefunden. Mein Vater hat gesagt: gehorche Deiner Mutter, sie ist im Recht, das war es dann. Gut es bleibt Liebes-Entzug, oft geprobt auch manchmal fies gegen meine Bruder. Da war Solidarität unter Brüder, sie war chancenlos, diese Solidarität war stärker! Ich brach die Solidarität später, wegen Gerechtigkeit, vielleicht, ich leide darunter, hoffe mein Bruder liest das, aber ich konnte nicht anders.

So,warum dies alles, aus meiner Sicht geht es um Gerechtigkeit, meine Gerechtigkeit, man kann das anders sehen ;_)

Ich bin verletzlich, aber kein Opfer sondern auch durchaus kleiner Täter! Aber nichts wirklich Unverzeihbares. Meine Leser, meine Freunde mögen urteilen und ungeniert Kommentieren!

Bedenklich, wenn ich die Welt heute sehe ist, dass die häufigste Strafe an Kindern und Erwachsenen der Liebesentzug ist und da sind Frauen im Vorteil, doppelt, denn Sie können Ihren Körper einsetzen, dadurch dass Sie ihn verweigern. Hier kann sich ein Mann heute nicht mehr wehren, er hat kein Recht mehr, nur die Pflichten sind geblieben. Das ist aus meiner Sicht ungerecht und es ist augenscheinlich, dass es viel mehr Bordelle für Männer gibt als für Frauen, genauso augenscheinlich ist, denn es gibt Prostituierte, die Ihr Geschäft alleine durchziehen, ohne Zuhälter, das Frauen durchaus Sex haben können, selbst wenn sie nicht wirklich wollen, das kann ja nicht so schlimm sein. Ich denke, dass in einem Ehevertrag stehen sollte, wie oft pro Woche Sex quasi Pflicht ist. Sollte ein Partner dies nicht einhalten wollen, dann darf der andere dafür straffrei fremdgehen, bis zum Limit. Er hat natürlich nicht das Recht eine fremde sexuelle nachhaltige Beziehung zu führen, ausser das wird ihm gewährt. Das hätte eine schöne Konsequenz in der Beziehung, man ist zur Ehrlichkeit verdonnert ;-).

Ein kurzes Wort noch zu Züchtigungen. Züchtigungen bei Kindern ist für mich Tabu und ich halte auch nicht viel von Züchtigungen an Erwachsenen, wie es in diversen Gesetzeswerken ja hoch offiziell vorkommt. Kinder können eine Züchtigung nicht als Strafe für ihr Tun empfinden, weil es ja einen Zeitraum zwischen «Tat» und Züchtigung gibt. Selbst wenn Kinder ihre Tat eingestehen, die Züchtigung können sie nicht mit der Tat in richtige Relation setzen.

Niederschwellige Gewalt aus dem Affekt ist mein Favorit, wenn es darum geht bei Kindern Grenzen zu setzen. Ich habe beiden Töchtern genau einmal eine Ohrfeige gegeben, ich weiss es noch, sie beide nicht. Das schöne ist, eine Ohrfeige wirkt schnell und nachhaltig (ich bin sicher das Grenzen in der Erziehung das Wichtigste sind) und hat immer noch eine zweite Wirkung: der Täter erschrickt vor sich selber) und da das Kind auch erschrocken zu weinen beginnt, kann man sich gleich mit Trösten reinwaschen – genial. Gewalt aus Überforderung ist menschlich, das gilt eben auch für die «automatische» Reaktion.

Also ich bin für die Legalisierung für Gewalt aus dem Affekt. Diese Gewalt erkennt man ganz leicht, wenn die Zeit zwischen Provokation und Tat nicht reicht über seine Gewaltanwendung nach zu denken und nur ein Streich erfolgt, dann ist OK. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass Frauen das dürfen, wenn es um sexuelle Belästigung geht, mal darüber nachdenken. Da wird sogar eine körperliche Verletzung des Kerls geschluckt. Ich finde das OK, nur es ist wieder einmal so ein kleiner Sexismus gegen Männer, ein Gegenrecht ist tabuisiert und ein Schelm, der da denkt, das sei von Frauen nicht absichtlich so gemacht/gewollt.

In meiner Erziehung hat mir meine Mutter mehrfach schon fast eingehämmert: schlage nie eine Frau und das hat bei mir blendend funktioniert. Sie konnte aber Sätze sagen, wie wehre Dich, wenn notwendig mit Gewalt, ging ihr ganz leicht über die Lippen und da habe ich nicht gespurt. Für mich ist ein Mensch ein Mensch, nicht zuerst Mann oder Frau und ich mache einen grossen Unterschied zwischen Gewalt an Menschen und Gewalt an Tieren. Ich unterscheide Mensch und Tier nicht im biblischen Sinn, aber wenn Sie eine halbe Tonne Kuh zu was bewegen müssen/wollen, was die Kuh augenscheinlich nicht will, dann hilft nur angemessene Gewalt und interessanterweise versteht die Kuh das und trägt es ihnen nicht nach. Ich habe mal einen Melker zusehen müssen, wie er eine Kuh züchtigte. Das war das letzte mal, dass diese Kuh gemolken werden konnte, trotz Schmerzen wegen der Milch und der Schlachthof war die einzige mögliche Variante und das ging auch nicht einfach von statten. Die Kuh war ab diesem Tag gegen alle Menschen, mit ihren Nachbarinnen blieb sie friedlich wie immer, halt nur noch kurze Zeit. Ich habe übrigens nicht eingegriffen, der Melker war so wütend, dass er wohl auch mich verdroschen hätte. Ich hab es dem Bauer aber erzählt, das hat ihn ja Geld gekostet, er sagte nur, ich weiss, aber gute Melker gibt es wenige und tatsächlich er hatte wohl recht. Wenn so eine Kuh kurz vor der Niederkunft war, dann wurde aus demselben Melker ein echt fürsorglicher Kuhliebhaber. Der Melker, ein fähiger Gewalttäter, gefürchtet vom Bauer (nicht von der Bäuerin, die wusste gegen Frauen hat der eine Beisshemmung) und allen Gehilfen und natürlich nicht von mir gefürchtet, hat mir erlaubt bei einer Kuh-Geburt mit ihm dabei zu sein und da kamen wir uns auch menschlich näher, er hat mir auch bereitwillig seine Lebensgeschichte erzählt, furchtbare Geschichte und ich habe ihm vollständig verziehen und hätte er nochmals eine Kuh verschlagen in meiner Anwesenheit, ich hätte wohl sanft eingegriffen, wissend, dass er mich verstanden hätte! Zur Bäuerin noch dies, sie war die Chefin, zweifelsfrei, sie hatte zwei quasi Dienstmädchen und pflegte mit Akribie den Blumengarten. Sie hatte, glaube ich 3 Kinder, alle leicht verzogen, aber bei gemeinsamen Essen (3 mal täglich) stand der Tisch still, bis Sie sich setzte. Dann mussten alle Beten, da wurde vorgebetet, habe nie rausgefunden, wie da der Vorbeter bestimmt wurde, ich war es nie ;-). Die Bäuerin kontrolliert auch die Gesprächsthemen und griff auch ein, eine Zensur eigentlich. Niemand hat je schlecht über die Chefin gesprochen nur etwas habe ich mal mitbekommen. Sie trug gerne Tracht, eigentlich täglich und da hat ein Gehilfe mal gesagt, sie schwebte grad vorbei, weisst Du Jürg für richtige Bäuerinnen ist Tracht ein Sonntagskleid. Köstlich ;-). Ihre Hauptwaffe war der Liebesentzug, wer immer negativ auffiel bei Ihr wurde dann mit Nichtbeachtung gestraft, kam beim Essen später dran, das war Ihre Macht, sie herrschte! Sie hat auch sowas wie Gleichstellung nie gebraucht, wozu auch? Sie roch auch nicht wie eine Bäuerin, zu den Ställen kam sie nur, wenn sie was wollte und ihr Wunsch war Befehl, aber immer höflich, klaro. Bis ich selber täglich in den Ställen war und obwohl in einer Bauerngemeinde aufgewachsen, dachte ich immer, dass sich Bauern schlecht waschen, weil sie riechen. Welch ein kapitaler Irrtum, erst grob eine Woche Duschen und viel Schwitzen, dann ist der Geruch vollständig weg!

Uff, wenn Sie lieber Leser hier angekommen sind, eine beachtliche Leseleistung 😉 , dann machen Sie bitte einen Kommentar und beantworten Sie meine Fragen:

  • war das zu ausführlich?
  • Habe ich die Ziele des Titels erreicht?

Danke!